21.06.2024 SV Viktoria Potsdam – RSV Eintracht 1949 U23

Das diesjährige Pokalfinale des Fußballkreis Havelland wurde in Nauen ausgetragen. 2021 stand ich mit NDee schon mal hier, aber das Siel wurde kurzerhand wegen Regen abgesagt. Martin erwischte es auch mal eiskalt und er durfte sich lediglich zweimal mit dem Nebenplatz zufriedengeben. Keine Einzelfälle (ein Wort, welches in diesem Land häufig Verwendung findet), so dass mich die Unwetterwarnung dazu veranlasste zwischen Regenradar und Social Media-Kanal des Ausrichters zu wechseln. Der Himmel entlud sich allerdings vorher und das angekündigte Gewitter war auch bereits vorüber, weshalb der Austragung auf dem Hauptplatz der Sportanlage Ludwig-Jahn-Straße nichts im Wege stand.

21.06.2024 SV Viktoria Potsdam – RSV Eintracht 1949 U23 8:9 n. E. (1:2/2:2/3:3) – Sportanlage Ludwig-Jahn-Straße – Kreispokalfinale Havelland – 250 Zs.

Im Finale standen sich der souveräne Meister der Kreisoberliga, die Potsdamer Viktoria und die U23 des RSV Stahnsdorf entgegen. Ehrlich gesagt nun nicht gerade zwei Sympathiebringer mit hohem Fanpotential, aber Pokalfinale geht ja bekanntlich immer.

Der SV Viktoria Potsdam bezeichnet sich selber als „der junge Sportverein der Landeshauptstadt Potsdam“. Dieser besteht erst seit 2018 und ist in der Kürze der Zeit rasant gewachsen. In der Kritik steht der Verein, da er seine Spieler bereits in den Niederungen des Fußballs bezahlt und sich somit eine gute Equipe zusammengestellt bzw. gekauft hat. Bereits in der Vergangenheit gab es Proteste seitens Potsdamer Vereine und ihrer Fans. Das Herrenteam geht nächstes Jahr bereits in der Landesklasse West an den Start und trifft dort auf den gastgebenden VfL Nauen. Bis in die Brandenburgliga wird es wohl mindestens in den nächsten Jahren für die Himmelblauen gehen, die derzeit auf der Templiner Straße zu Hause sind.

Im Breitensport ist der Verein auch vertreten und verfügt mittlerweile über recht viele Nachwuchsteams.

Dem entgegen steht der RSV, welcher seit 75 Jahren eine Größe in der Sportwelt des Havellands ist. Der Verein wurde am 2. August 1949 als TSG Einheit Teltow-Kleinmachnow gegründet und nannte sich später BSG Elektronik Teltow. Seit der politischen Wende trägt er den Namen Regionaler Sportverein Eintracht 1949 e. V. Neben Fußball ist der RSV aber vor allem für seine Basketballabteilung benannt. Nach Alba Berlin war der Verein jahrelang die erfolgreichste Basketballmannschaft des Großraum Berlins und hatte auch Spieler aus den Vereinigten Staaten in seinem Aufgebot. Die Fußballer haben sich mittlerweile in der Oberliga, nach dem ihnen in der Abbruchsaison 2019/20 der Aufstieg gelang, festgebissen. Dieses Jahr belegte die Erste einen okayen 11. Platz und hält sich weiterhin. So ganz ohne Geld wird das für den Verein aus der 16.000er Gemeinde wohl auch nicht gehen.

Die Zweite des RSV wurde Vizemeister in der Kreisoberliga und fügte am letzten Spieltag der Saison der Viktoria die einzige Niederlage der Saison zu.

Wir staunten nicht schlecht als am Eingang ein größerer Mob aus Friesack rumlungerte und auf der anderen Seite ein kerniger 30er Mob in schwarz mit „Fußball, Ficken, Alkohol“ auf sich aufmerksam machte. Das Kennerauge machte sofort Germania Berge aus. Kein schlechter Haufen, welcher sich da aus dem Ortsteil in das Stadtgebiet Nauen aufmachte. Gespannt waren wir, was diese heute im Schilde führen. Die sind ja kein unbeschriebenes Blatt im Kreis.

Irgendwie ließ mich mein Feuerzeug hängen, so dass ich jemand geeignetes ansprach. Mit Murren wurde mir eins gegeben und ich dachte ich sehe nicht richtig bzw. musste zweimal gucken. Der Taschendrache war vom III. Weg, Alter! Leider war ich zu perplex bzw. sah ich mich auch nicht in der Lage Streit anzufangen. Ein weiterer Kollege blökte mich an, warum ich den rauche und dass solche Leute die so etwas herstellen an den Strang gehören. Nauen, Nauen, Assitown, da wurde dem Ruf alle Ehre gemacht.

Das Spiel begann – verkehrsbedingt – eine halbe Stunde später als geplant und das „You’ll Never Walk Alone“ mutete obszön an bei dieser Umgebung. Ab Minute 1 gab es aus der Bergerecke Gepöbel gegen Viktoria „Ihr macht unsern Sport kaputt“ „Ihr spielt nur für Geld“ begleitet von Böllern. Die angereisten Abordnungen aus Pessin, Markee, Stücken (mit Meistershirts), Friesack und Roskow machten sich auch mal mehr mal weniger bemerkbar. Polenfeeling, nur ohne Kanten, aber zumindest fragwürdigen Shirts. Das Viktoria-Publikum fiel völlig aus dem Rahmen, da schon gut betuchter und Upperclass und wurde nebst Verein zur Zielscheibe aller Projektionen.

Auf dem saftigen Grün gelang den Himmelblauen der frühe Führungstreffer. Die Annahme lag nahe, dass die das Ding locker ziehen, zumal wirklich mehr Spielanteile, aber nichts da. Kurz vor der Pause antworteten die Stahnsdorfer mit einem Doppelschlag. Da staunten die Potsdamer nicht schlecht, aber in der 54. Minute gelang der Ausgleich.

Mitte zweite Hälfte konnte beobachtet werden wie der Haufen aus Berge die Köpfe zusammensteckte und am plenieren war. Das Resultat war ein Spruchband „Lieber pleite sein, als ein Viktoira-Schwein“, untermalt von Böllern, fliegenden Tennisbällen und dem Gesang „Ihr macht unsern Sport kaputt“. Als Reaktion schickte der Schiri die Teams an den Rand und schob eine kleine Pause. Kein Problem war auch erst gegen 21:00 Uhr und eine Verlängerung rief. Das Spiel wurde ruppiger und erhitzte die Gemüter. Nach regulärer Zeit gab es keine Sieger und es ging in die Verlängerung.

Die Pause war kurz, da es der Unparteiische eilig hatte, denn langsam drohte es mit dem Licht eng zu werden. Glücklicherweise wurde sich der längste Tag des Jahres rausgesucht für das längste Spiel der Saison im Kreis. Viktoria kam deutlich besser in die Verlängerung, aber in der 104. Minute die abermalige Führung für den RSV. Diese konnte durch einen direkten Freistoß egalisiert werden, weshalb es zum Elferkrimi ging. Tatsächlich schaffte es die U23 des RSV das Elfmeterschießen für sich zu entscheiden. Großer Jubel und auch bezeichnend, dass die Spieler In Richtung der Leute aus Berge rannten, zu denen sich auch noch die Stückener gesellten, anstatt zu den eigenen Fans, was das Ganze noch absurder machte.

Direkt ging es auf den Platz und es erleuchteten einige Fackeln den schon dunklen Abendhimmel. Der Weg in Richtung Viktoriaspieler und Fans war auch nicht weit, weshalb eine Ordnerkette aufzog. Bei aller berechtigter Kritik an Viki und dem Vorwurf mit Geld um sich zu werfen, ist es schon arm sich im Hass auf eine wehrlose Masse zu vereinen. Gerangel mit Ordnern gab es auch noch um an die Vikispieler und Fans ranzukommen, die keinerlei Anstalten machten. Leute, Leute.

Trotz der Niederlage ist Viktoria, durch den Aufstieg in die Landesklasse, im Landespokal Brandenburg dabei und die U23 von Stahnsdorf darf ja eh nicht teilnehmen, weshalb zwischen den beiden Halbfinalisten Kloster Lehnin und SpG Schönwalde/Perwenitz/Paaren der freie Platz gelost wurde. Das Los traf die SpG, welche sich freuen und in der kommenden Saison im Landespokal an den Start gehen darf.

Eine dubiose und ereignisreiche Veranstaltung endete um kurz vor 22:00 Uhr und bedeutend später als gedacht ging es in den heimischen Kiez um noch etwas von der Fête de la musique mitbekommen zu können. Der Rest des Wochenendes stand dann auch im Zeichen der Musik, aber das ist eine andere Geschichte. (snidi)

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